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"Ich mache nichts halbherzig" - im Gespräch mit Manfred Daams

 

BF: Hallo Herr Daams, Sie sind seit rund 15 Jahren als Fotograf tätig, wie kam es ursprünglich zur Berufswahl

Manfred Daams: Bei mir gab es zuerst kleinere Umwege: Eigentlich habe ich Lehramt mit den Fächern Biologie und Chemie studiert. Erst mit 28, 30 entdeckte ich im Keller meines Vaters eine ungenutzte Kamera und habe dann rasch gemerkt, dass mir das Fotografieren sehr viel Spaß macht. Ich habe mein Studium zu Ende gemacht, aber danach direkt angefangen zu fotografieren und durch einen glücklichen Zufall auch sofort damit Geld verdient. Ein Freund von mir hatte eine Online-Modellagentur und auf seiner Internetseite haben wir dann einen Link mit meinem Angebot Models und Schauspieler zu fotografieren gesetzt. Das lief sofort ziemlich gut. Damals war auch das Internet relativ neu und wir hatten ein gutes Googleranking. Ich habe mir dann eine eigene Webseite bauen lassen und rasch meine ersten großen Kunden bekommen. Das war damals die Telekom und so bin ich in diesen Beruf einfach reingerutscht. Ich habe nie ein Praktikum oder eine fotografische Ausbildung gemacht, bei niemanden gelernt, ich habe mir das alles selbst beigebracht.

 

BF: Ich höre ein bisschen Stolz heraus.

Manfred Daams: Ja (lacht), das bin ich auch ein bisschen, obwohl Stolz ein komisches Wort ist. Es war ein spielerisches Vorgehen. Ich habe mir nicht vorgenommen, Fotograf zu werden. Nach dem ersten Schritt kam der zweite und ich bin einfach weitergegangen.

 

BF: Haben Sie jemals bereut, nicht Lehrer geworden zu sein?

Manfred Daams: Nein, nie. Ich liebe es, Fotograf zu sein. Ich finde es total schön frei zu sein, unterschiedliche Arbeitszeiten zu haben und ganz unterschiedliche Sachen zu machen. Im Januar hatte ich etwa eine große Produktion in Südafrika und im Anschluss, habe ich ein Schauspielerportrait in Köln gemacht. Diesen Wechsel finde ich super.

Fotografieren ist mein Leben und das werde ich weitermachen. Gerade diese visuelle Ästhetik mag ich grundsätzlich.

 

BF: Gibt es Aufgaben im Fotografenleben, die Sie dennoch gerne auslagern würden?

Manfred Daams: Manchmal würde ich gern die Bildbearbeitung abgeben, nicht bei meinen eigenen Projekten, aber bei Auftragsarbeiten. Das ist einfach viel Arbeit, es sind ja riesengroße Mengen an Bilddaten, die ich mir anschauen muss und wenn es zu viel wird, lagere ich das tatsächlich an eine Grafikerin aus.

 

BF: Welchen Bereich in der Fotografie mögen Sie besonders gern?

Manfred Daams: Ich mag total gern inszenierte Fotografie. Neben meinen Jobs mache ich seit Jahren inszenierte Bilder mit der Stylistin Ursel Winkler zusammen. Dafür denken wir uns verschiedenste Szenarien aus. Wir haben uns etwa eine alte Jugendstilschwimmhalle gemietet, zu der wir uns eine Geschichte ausgedacht haben. Wir haben drei Kindermodels gebucht und in nostalgische Bademode eingekleidet. Dazu haben wir eine Trainerin mit Megafon gestellt, die die Kinder anbrüllt, wie früher. Das ist ein typisches Bild von mir, das ich gerne mag. Ich arbeite und inszeniere sehr gern Kinder. Diese Art der inszenierten Fotografie ist eine Herzensangelegenheit für mich.

BF: Mit Kindern zu arbeiten ist sicher oft anders.

Manfred Daams: Kinder überraschen mich einfach immer, die täuschen oder spielen nichts vor. Erwachsene haben immer schon bestimmte Posen im Kopf, die wissen, wie sie sich hinstellen müssen, um ihre beste Seite zu präsentieren. Kinder machen einfach, was sie wollen, die achten nicht darauf, schön zu sein, die sind einfach, wie sie sind und meistens kommt dadurch etwas Spontanes zustande, was dann das Foto interessant macht. Ich mag das, auch gern in Kombination mit einem Erwachsenen. Die Kinder spielen das Bild einfach komplett unvoreingenommen. Ich kleide die Kinder gern in nostalgische Kleidung, sodass eine Mischung aus kindlicher Naivität und etwas Erwachsenem entsteht.

 

BF: Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Manfred Daams: Mein Stil ist, glaube ich, romantisch, nostalgisch und verspielt. Wichtig ist mir, dass immer eine Idee hinter dem Bild steckt. Es kann dann eine inhaltliche Idee sein oder auch eine farbliche. Es gibt immer ein Konzept, das ich dann versuche ziemlich genau umzusetzen. Manchmal gelingt mir das, hin und wieder geht eine Idee auch nicht auf.

 

BF: Was machen Sie mit diesen freien Bildern?

Manfred Daams: Die Bilder werden in Ausstellungen gezeigt. Das Bild von der Bademeisterin und den Kindern in der Jugendstilschwimmhalle wurde bei White Wall in Berlin, Hamburg und München in allen Geschäften gezeigt und verkauft.

BF: Was ist für Sie dann ein richtig gutes Foto?

 

Manfred Daams: Ein gutes Foto muss den Betrachter festhalten. Es gibt ja gerade im Internet oder auf Pinterest Millionen von Fotos. Wenn ich dann bei einem einen Augenblick länger verweile, als ich es sonst tun würde, ist es für mich als Betrachter ein gutes Foto und für mich als Fotograf eine gelungene Arbeit.

BF: Was dürfen Kunden von Ihnen erwarten, wenn Sie zu Ihnen kommen?

Manfred Daams: 100 % Leidenschaft und Energie. Das bekommen sie auf jeden Fall. Ich mache nichts halbherzig. Ich versuche immer das Beste zu geben, bin dabei freundlich und lasse mich auf die Kunden ein. Das Schwierige an der Fotografie ist, herauszufinden, ob der Kunde ähnliche Vorstellungen vom Endergebnis hat. Diesem Austausch begegne ich mit möglichst viel Energie. Ich versuche dem Kunden in diesem Punkt möglichst viel zu geben, ihm möglichst viel Beispielbilder mit Licht, Klamotten, Farben zu zeigen, um eine starke Annäherung zu finden, bis ich das Gefühl habe, ich verstehe, was der Kunde mag. In diesem Punkt gebe ich alles, weil das abzugleichen, ist immer die schwierigste Aufgabe und das Entscheidende in der Fotografie.

 

BF: Immer mehr junge Menschen spielen mit dem Gedanken Fotograf zu werden, was können Sie ihnen auf den Weg geben?

Manfred Daams: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass sie es wirklich wollen. Man muss fühlen, ob man Fotografieren wirklich liebt denn generell muss man für das, was man tut, richtig brennen. Die Menschen sollten sich selbst beobachten und schauen, ob sie für sich oder nur für Jobs fotografieren, ob sie nur für die Ausbildung lernen oder ob sie privat mit der Kamera herumlaufen. Wenn man sich privat Fotoprojekte ausdenkt, merkt man ja, ob man scharf darauf ist, nach dem Shooting schnell nach Hause zu gehen, um sich die Bilder am Rechner anzuschauen und man bereit ist, sein eigenes Werk kritisch-liebevoll zu analysieren. Wenn man brennt, funktioniert der Fotografenjob und man kommt weiter. Ohne Leidenschaft kann man ansonsten nicht von dem Job leben. Als ich angefangen habe, war ich manchmal so aufgeregt wegen irgendwelcher Bildideen, dass ich nicht schlafen konnte. Ich hatte schon die Bilder im Kopf. Das hat mich häufig so mitgenommen, dass ich richtig Lampenfieber hatte, was man als Fotograf, meiner Meinung nach, auch haben muss.

 

BF: Seit 2003 arbeiten Sie als Fotograf. Das sind schon ein paar Jahre Arbeitserfahrung in der Branche. Wie erhalten Sie sich Ihre Leidenschaft und die Energie?

Manfred Daams: Es gibt immer wieder neue Herausforderungen. Ich entwickle immer noch neue Bildideen. Gerade haben wir etwa mit einer Prominentenserie begonnen. Mir macht es richtig viel Spaß auszudenken, wo ich die Person fotografieren könnte und alles zu durchdenken. Wenn ich also jemanden in einem Auto fotografieren möchte, frage ich mich, wie die Rücksitze aussehen sollen, welche Farbe sie haben sollen und welcher Anzug dazu passen könnte. Darüber mache ich mir dann tagelang Gedanken und für diesen Prozess habe ich noch immer eine starke Leidenschaft. Wie man sich die Leidenschaft erhält, das weiß ich nicht. Das ist, glaube, ich eine Frage des Naturells, vielleicht ist es eine Mischung aus Spaß und Erfolg. Der Erfolg ist auf jeden Fall ein starker Antreiber, wenn man nur für sich fotografiert, wird es schwierig, die Begeisterung beizubehalten. Insgesamt muss eine Entwicklung zu sehen sein, die Fotos sollten dann immer besser werden.

 

BF: Welche erfolgreichen Schritte gab es in Ihrem Berufsleben?

Manfred Daams: Der erste, wichtige Schritt, war der Auftrag für eine große Firma. Danach hatte ich ungefähr einmal pro Jahr einen Auftrag für eine noch größere Firma. Dazwischen habe ich auch Firmenportraits für kleinere Firmen gemacht, aber einmal pro Jahr gab es diese größere Herausforderung für mich. Irgendwann rief der Burda Verlag an, für den habe ich dann Reisereportagen in Europa machen dürfen. Dieser Auftrag war ein super erfolgreicher Schritt, ich konnte an die schönsten Orte der Welt fahren und habe das gemacht, was ich liebe: Fotos machen. Das mache ich bis heute noch mit einer netten Redakteurin vom Verlag.

 

BF: Gibt es auch negative Dinge, die Ihnen als Fotograf passiert sind?

Manfred Daams: Meine Kamera wurde mir geklaut und das war damals mein Lieblingsbaby. Das war die EOS Mark III, die ich geleast hatte. Eine Versicherung hatte ich damals auch noch nicht. In dieser Hinsicht war ich ein bisschen naiv. Das war ein schreckliches Erlebnis, weil ich das Geld schnell aufbringen musste, um mir noch einmal eine Kamera zu kaufen.

 

BF: Zurück zu den schönen Dingen. Was war das schönste Erlebnis in Ihrem Fotografenleben?

Manfred Daams: Es gab mehrere schöne Momente, aber toll fühlt sich immer an, ein gelungenes Bild gemacht zu haben, nach Hause zu kommen, ein Glas Rotwein zu trinken und mir dann stundenlang das Bild anzuschauen. Ich kann das zelebrieren. Das passiert vielleicht zweimal im Jahr, aber diese Momente kommen immer wieder. Das ist der Kick mit Endorphinausschüttung, den auch ein Marathonläufer hat.

 

 

Mehr über den Fotografen Manfred Daams gibt es in seinem BF Profil oder auf seiner Internetseite

 

 

 

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