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Fotograf Der Gottwald

Wenn schon "ein Bild mehr als tausend Worte" sagt, was macht dann erst ein Film? - im Gespräch mit Matthias Gottwald

 

BF: In den letzten Monaten hat sich Ihre fotografische Arbeit stark in Richtung Video und Film verlagert. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Der Gottwald: Zum einen sehe ich eine große Nachfrage nach Unternehmensfilmen, speziell nach Imagefilmen im kleinen und mittelständischen Bereich, Anfragen gehen immer mehr in diese Richtung. Zum anderen sehe ich aber auch, wie nützlich sie sind und wie sinnvoll sie im Unternehmensbereich eingesetzt werden können, was oft über die Wirkung eines einzigen Fotos hinausgeht. Und wenn schon “ein Bild mehr als tausend Worte” sagt, was macht dann erst ein Film? Zudem macht mir das Planen, Produzieren und Schneiden von Unternehmensvideos einfach auch verdammt viel Spaß, sich in individuelle Kundenprojekte zu vertiefen - und nicht nur einen handwerklich gut produzierten, sondern auch einen einzigartigen Film für jedes Projekt zu schaffen. Es gibt aber auch noch einen anderen Gedanken: In der Fotografie hatte ich bisher eine relativ große Angebotspalette und ich habe gemerkt, wie schwierig es ist, dafür eine eigene Stimme zu finden. Kunden verwirrt ein breites Spektrum mehr, als dass man dadurch interessanter wird, und auch wenn es Unterscheidungen zwischen Portrait, Immobilie, Produkte usw. natürlich im Film- genauso wie im Fotobereich gibt, wirkt dies bei Film auf Außenstehende meist dennoch homogener. Meist ist hier “das bewegte Bild” der ausschlaggebende Faktor, nicht so sehr der konkrete Inhalt. Gerade in Hinsicht auf ein Alleinstellungsmerkmal habe ich persönlich aber zum Beispiel zuerst Hochzeitsbilder (dann auch -filme) zunächst komplett abgetrennt und auf eine eigene Website gestellt, die ich kurz darauf wieder vollständig aus dem Netz genommen habe, um mich auch als Person immer weiter in Richtung Businessfilm entwickeln zu können. Ohne Ablenkungen, weder für mich noch für meine Kunden. Hier spezialisiere ich mich mittlerweile auf Imagefilme und auf Eventfilme, sog. Hightlightvideos für Veranstaltungen wie Messen und Seminare - überall da, wo es darum geht Interaktionen, Emotionen und Stimmungen einzufangen und in die Welt zu tragen.


BF: Ist das für Sie dann eine Verschmelzung von Fotografie und Film, oder eher eine bewusste Verlagerung zum Film?

Der Gottwald: Es ist für mich ganz klar eine Verlagerung zum Film, denn mittlerweile machen Filme rund 90% meiner Arbeit aus. Das kommt sicherlich auch daher, dass ich mich beim Netzwerken inzwischen nur noch als Unternehmensfilmer präsentiere, selten noch als Businessfotograf. Die Situation hat sich für mich somit komplett umgekehrt. Wo früher Auftraggeber auf einem Event gefragt haben, ob ich nebenbei noch einen Film machen kann, bitten sie mich jetzt gelegentlich nach ein paar Fotos, zusätzlich zum Film. Die ich im Übrigen sehr gern über Kolleg*innen abdecke, da der Kunde ja sicherlich zu 100% perfekte Fotos und Filme haben möchte, und nicht beides nur zu 50%. Konzentrieren sollte man sich auch hier unbedingt auf die eine Sache: Nur weil die Technik heute beides - Film und Fotos - hergibt, heißt das nicht gleichzeitig auch, dass es die Konzentration oder mediumspezifische Kreativität ebenfalls tun. Fotos sind und bleiben spannend für mich, rücken in meinem beruflichen Tun aber immer weiter in den Hintergrund.


BF: Wo liegen die Unterschiede zu Fotoaufträgen, gerade was die zeitliche und finanzielle Kalkulation angeht? Verteilt sich jetzt das Einkommen auf weniger Aufträge?

Der Gottwald: Mein Fokus liegt schon länger auf Projekten, denn darin kann ich mehr Energie und Zeit investieren, und somit auch ein hochwertigeres Produkt liefern. Dadurch macht mir die Arbeit dann natürlich auch mehr Spaß, was sich wiederum im Endergebnis niederschlägt. Ein “Engelskreis” sozusagen, oder wie auch immer das heißt. Somit hat sich nicht allzu viel geändert, kleinteilige Aufträge wie ein einziges Businessportrait beispielsweise habe ich davor auch eher selten angenommen. Fotoaufträge konnte ich für die längste Zeit nicht richtig kalkulieren, für Filmaufträge hatte ich schon längst eine entsprechende Tabelle für schnelle, ganz konkrete Kalkulationen. Inzwischen existiert eine ähnliche Preisschablone auch für den Bereich Fotografie, was nun auch hier im Hinblick auf Transparenz und Stellschrauben fürs eventuell gewünschte Anpassen meiner Leistung meinen Kunden natürlich sehr entgegenkommt.


BF: Wie lange ist eigentlich ein Imagefilm und wie aufwendig ist die Produktion - auch in Hinblick auf die Fotografie?

Der Gottwald: Gerade im Zeitalter von Social Media wünschen sich Zuschauer möglichst kurzweilige Filme und Videoclips. Meist ergibt sich dadurch dann ein Film von ein bis maximal drei Minuten, je nach den Kundenwünschen im Vorgespräch, obwohl ich zu immer mehr Kürze und auch dazu neige, gerade Imagefilme wirklich über (authentische!) Emotionalität und weniger über Fakten wirken zu lassen. 30 - 120 Sekunden, so mein immer häufigerer Vorschlag. Der eigentliche Zeitaufwand für die Produktion ist vom Inhalt abhängig und vor allem auch davon, wie viele Menschen z. B. interviewt werden sollen, welche Technik eingesetzt werden muss, und was an Vorbereitung notwendig ist. Bei einem Eventfilm hat man beispielsweise kaum Vorbereitungsaufwand, dafür verschlingt die Materialsichtung sehr viel Zeit, um alle besten Szenen, und alle am besten zueinander passenden Szenen auszuwählen und zu bündeln, bevor es dann an den Feinschliff geht. Bei einem Imagefilm ist das eher anders herum: Hier braucht es weit mehr Vorbereitung, dafür geht die Nachbereitung oft schneller, da manchmal minutiös geplante Szenen dann “nur noch zusammengeschnitten” werden müssen. Unterm Strich hält sich der Aufwand die Waage - entweder man plant mehr, oder der Film entsteht mehr oder weniger beim Sichten und im Schnitt. Eine bei Eventfilmen für meine Arbeitsweise gut passende Faustregel ist die Drehzeit mal drei zu nehmen, soviel Zeit verbringt man dann beim Sichten und Schneiden und mit Color Grading inklusive bis zu zwei Korrekturrunden. Fotografieaufwände könnte man sicherlich ähnlich definieren: Eventuell reden wir hier von generell etwas weniger Aufwand im Vergleich zu Film, allerdings muss dort das eine Foto, der eine Frame, natürlich viel mehr und teilweise ganz andere Dinge ausdrücken als bei Video- und Filmproduktionen.


BF: Wie akquirieren Sie eigentlich so erfolgreich neue Kunden?

Der Gottwald: Ich nutze Netzwerke und Kooperationen für die Akquise und bin immer offen für neue Ideen, wie man gemeinsam mit anderen Dienstleistern (Visagistinnen, Drohnenpiloten, Texter, …) Kunden noch mehr Nutzen bringen kann. Bei “Imagefilmen in klein”, meinen Elevator Pitch Videos, arbeite ich z. B. mit einer Präsentations- und Kameratrainerin zusammen, die von Hause aus Schauspielerin ist und somit unsere Kunden optimal auf den Dreh mit mir vorbereitet. Ich habe dann natürlich immer noch irgendetwas zu nörgeln (so kennt und liebt man mich!), meistens sind meine Einwände dann eher technischer Natur… in diesem Sinne ist eine perfekte inhaltliche Vorbereitung unerlässlich. Einige meiner Kooperationspartner*innen finden sich auf meiner Team-Seite. Selbst Kolleg*innen, die im genau selben Bereich tätig sind, finden hier Platz, z. B. arbeite ich immer wieder sehr gern mit meiner geschätzten Kollegin Anne Preussel zusammen, und schlage sie dem Anfragenden parallel zu abgegebenen eigenen Angeboten oft auch aktiv mit vor. Aus meiner Sicht ist der Kuchen groß genug und wenn man offen ist und miteinander redet, findet man oft ganz unerwartete win-win Chancen. Somit befruchten sich Kooperationen auch immer irgendwie gegenseitig.


BF: Wie sehen Sie die Zukunft in der Fotografie und die Konkurrenzsituation im Allgemeinen?

Der Gottwald: Ich finde es mittlerweile sehr gut, wenn Fotografen entweder den Bauchladen abschaffen und sich auf einen Bereich spezialisieren (nicht immer war ich dieser Meinung!), oder doch weiterhin “alles” machen und dadurch aber mit der Zeit eine eigene Handschrift herausarbeiten. Nicht nur mich als ehemaligen Fotografen erreichen immer mehr und mehr Filmanfragen: Auch hier muss sich der jetzt oder später Filmende natürlich früher oder später dieselbe Frage stellen, und sich für einen Bereich entscheiden - oder sich dem menschlichen, kreativen Spieldrang hingeben und über die Zeit eine eigene “Stimme” mit Wiedererkennungsmerkmalen entwickeln. Je mehr Filme ich produziere, desto weiter treibe ich meine eigene Entwicklung und die Entwicklung dieser “Stimme” voran, sei es z. B. durch die Einblendung von Versprechern, Lachern oder auch mal Zögern der Interviewten - Dinge, die meine Kolleg*innen vielleicht eher rausschneiden und unter “Outtake” verbuchen würden. Gleichzeitig sind genau das die Dinge, die den Protagonisten menschlicher, authentischer machen, was dem relativ generischen und mitunter inflationär gebrauchten Wort der “Authentizität” somit echtes Leben einhaucht. Es wird immer andere geben, die schon länger tätig sind oder für größere Auftraggeber gearbeitet haben, und die handwerklich noch bessere Ergebnisse abliefern als man selbst. Dennoch sehe ich die Konkurrenzsituation ziemlich entspannt: Jeder hat ganz eigene Stärken, mit denen er dann seine eigenen Auftraggeber*innen überzeugen kann, und jeder Kunde hat andere Anforderungen und Vorlieben. Oder frei nach Michael Omori Kirchner zitiert: “Arbeite in deiner Genialitätszone - und alles wird gut.”


BF: Sie scheinen ein grundsätzlich positiv denkender Mensch zu sein. Setzen Sie sich eigentlich berufliche Ziele?

Der Gottwald: Auch da bin ich ziemlich entspannt. Ich habe zwar mal irgendwann einen Businessplan geschrieben, in den ich manchmal wenn auch eher selten schaue, ob es finanziell in die richtige Richtung geht. Ich würde aber einen bestimmten Umsatz nie als Notwendigkeit ansehen, damit ich beruflich und als Mensch glücklich bin. Vielmehr sind es die Beziehungen zu immer wieder aufs Neue und immer wieder anders interessanten und mutigen Unternehmerpersönlichkeiten, nach denen ich aktiv suche - die Aufträge ergeben sich dabei von ganz allein. BF: [sagt nichts...]

Der Gottwald: Wie, ich darf nicht mal einen Call-to-Action hierlassen?!? Ach so, doch, ich darf? Wie lieb von, dir - BF steht für “Best Friend” :)... Ich suche: Fotograf*innen in Berlin und deutschlandweit, die selbst nicht filmen wollen oder können, diese Dienstleistung aber gern Ihren Kunden ebenfalls mit anbieten möchten. Erfahrt hier mehr über eine mögliche Kooperation zwischen uns und sprecht mich an!

BF: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

Der Gottwald: Merci! Mehr Infos auf: www.der-gottwald.de 


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