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Fotostudio Foto Kreil

"Man kann nicht jeden Auftrag haben" - 8 Fragen an Fotograf Thomas Kreil

 

BF: Herr Kreil, was ist für Sie das Tolle am Beruf Fotograf?
Foto Kreil: Da sind zuerst einmal die immer neuen Herausforderungen, sowohl von den Motivgebieten her, der Nutzung sich schnell weiterentwickelnden technischen Möglichkeiten, als auch der Umgang mit ständig neuen Ansprechpartnern bei unseren Kunden, als auch die große Abwechslung in den Aufgabenstellungen. Ich bin kein Fabrikarbeiter und könnte daher auch nicht mit immer gleichen, monotonen Arbeitsprozessen zurechtkommen. Die Verknüpfung von Kreativität mit sinnvoller Techniknutzung und immer neuen Anforderungen aus individuellen Aufgabenstellungen reizt mich immer wieder. Auch bin ich kein Typ, der sich in einem typischen Angestelltenverhältnis wohlfühlt. Ich war es schon immer gewöhnt, eigenverantwortlich in leitenden Positionen zu arbeiten. Sicher gibt es Angestellte, die ein Mehrfaches meiner Einnahmen als Lohn bekommen, aber man will mit seiner Arbeit doch auch für sich selbst zufrieden sein können. Als Angestellter könnte ich das nicht.

BF: Welche Ausbildung haben Sie und seit wann sind Sie als Fotograf selbstständig?
Foto Kreil: Ich bin in einem seit 1882 bestehenden fotografisch-optischen Familienbetrieb (mütterlicherseits) aufgewachsen. Nach dem Abi habe ich (wie mein Vater und Großvater) an der Uni in Magdeburg Maschinenbau studiert und danach mich in einem größeren Betrieb mit CAD beschäftigt und war dort für den Vorrichtungsbau (127 Mitarbeiter) zuständig. Der Betrieb wurde wie viele andere auch ohne Sinn und Verstand  nach der Wende zerstört und Ingenieure brauchte niemand mehr... Aus familiären Gründen ging ich nicht weit weg und stieg in den Betrieb meiner Mutter ein, legte extern bei der Handwerkskammer meine Gesellenprüfung ab und schloss danach die Meister-Ausbildung an. Seit 1998 bin ich dann als Fotografenmeister mit eigener Firma selbstständig tätig gewesen und habe, als meine Mutter in den Ruhestand ging, danach diesen Betrieb mit übernommen.

BF: Sie bieten von Hochzeit über Bewerbung, Kinder bis zur Unternehmensfotografie ein breites Spektrum an, wo liegt Ihr Schwerpunkt?
Foto Kreil: Kein (mir bekannter) Fotograf kann natürlich optimal die genannte Bandbreite selbst erbringen. Da ich selbst (und unsere Firma) von der Industrie-und Werbefotografie herkomme, decke ich selbst vor allem diesen Bereich ab, was nicht bedeuten soll, dass ich gar keine Portraits mache. Die anderen Bereiche werden bei uns von hoch qualifizierten Mitarbeitern betreut, sodass wir ein derartig großes Portfolio anbieten können. Dies ist in unserem Umfeld wichtig, eine zu starke Ausrichtung auf nur ein Teilgebiet ist hier nicht wirtschaftlich tragfähig.

BF: Erinnern Sie sich an einen Auftrag, der besonders schön war?
Foto Kreil: Eigentlich bin ich froh, nicht den einzelnen Auftrag benennen zu können, sondern viele schöne Aufträge aus einer Vielzahl von Gebieten gehabt zu haben und hoffentlich auch weiterhin zu haben. Zu den Besonderheiten zählen extreme Makro-Aufnahmen von High-Tec-Produkten lange vor deren Markteinführung (die ich aus verständlichen Gründen leider nie in meinem Portfolio zeigen darf) über Architektur-Serien für Buchprojekte bis hin zu bedeutenden Handschriften aus dem 4.!!! Jahrhundert, die schon einmal eine Weile in meinen Panzerschränken "wohnen" durften...

BF: Sehen Sie sich als Künstler und die Fotografie als Berufung oder ist das ein ganz normaler Job?
Foto Kreil: Nein, es kommt mir nicht zu, mich als Künstler zu sehen. Fotografie ist für mich, und zwar im besten Sinne des Wortes, am ehesten als "Kunsthandwerk" mit Betonung auf Handwerk zu beschreiben. Die meisten, die sich als Künstler heute darzustellen versuchen, tun dieses doch nur aus steuerlichen Gründen, um sich exorbitante Kammerbeiträge und Zwangsversicherungen bei den sog. Berufsgenossenschaften vom Halse zu halten. Egal ob Portraits,  extreme Makroaufnahmen von digitalen Kameramodulen oder Fabrikationsanlagen von gigantischem Ausmaß zu fotografieren sind, immer ist ein "gefälliges" Bild zu erbringen. Auch Technik hat eine eigene Art der Ästhetik, die es herauszuarbeiten gilt. In gewisser Weise ist auch dieses künstlerisch. Wenn man sich auf Grund einer inneren schöpferischen Zufriedenheit mit seiner Arbeit identifizieren kann, wird aus einem Beruf, einem Job eine Berufung. Ja, ich sehe für mich die Fotografie schon als Berufung. Hoffentlich zwingen mich niemals meine Aufträge dazu, lediglich einen Job machen zu müssen.

BF: Wie wird man als Fotograf erfolgreich und wie behauptet man sich möglichst lange?
Foto Kreil: Ja, welche Art von Erfolg ist denn gemeint. Heute werden Leute als erfolgreich angesehen, die mit maximaler Eigendarstellung ihre Ergebnisse vermarkten können und immer wieder auf aktuelle Strömungen aufspringen, meist ohne diese wirklich zu verstehen. Mein Großvater sagte immer: Ein guter Kaufmann ist der, der immer verkauft und nicht der, der einmal einen großen Posten verkauft. Ich sehe daher Erfolg (neben der Kundenakzeptanz meiner Arbeiten) eben auch in einer Kontinuität und Zuverlässigkeit, jedoch in keinem Fall im starren Festhalten an althergebrachte Anschauungen und Techniken hängen bleiben darf. Man muss sich nicht in jede Richtung verbiegen und immer hinter irgendwelchen Vorbildern hinterher hecheln, ohne diese je zu erreichen, sondern den "eigenen Stil" (so es so etwas auf Dauer wirklich bei gewerblichen Fotografen geben kann) darstellen, eben jenes vielbeschworene geschlossene Bild der eigenen Darstellung abliefern. Dies geschieht durch den schöpferischen Eigenanteil bei Auftragsfotografie genauso (den man sich im Umgang mit Kunden und Agenturen in jedem Fall erhalten muss, denn man ist bekanntlich Fotograf und kein Belichtungsroboter) wie bei unbeeinflussten Arbeiten. Dazu gehört eben auch eine gefestigte Persönlichkeit, die "etwas darstellt". Nur dann wird man wiedererkannt und wiedergebucht. Man kann nicht jeden Auftrag haben, das abgelieferte Ergebnis muss aber in jedem Fall qualitativ hochwertig sein.

BF: Welchen Weg raten Sie jungen Menschen, die heutzutage Fotograf werden wollen?
Foto Kreil: Auch auf die Gefahr hin, wieder als allgemeines Feindbild zu dienen: In meinen Augen ist eine solide Ausbildung unverzichtbar für einen dauerhaften Erfolg und für das Überstehen von Wandlungen im Berufsfeld. Sicher haben viele einen (meist kurzzeitigen) Erfolg auf einem der fotografische Teilgebiete. Nur wie sieht deren Plan B aus, wenn, wie geschehen, aus völlig unsinnigen und lediglich politisch motivierten Gründen ganze Handwerkszweige dem Eigen- und Fremdkanibalismus anheimgestellt werden und dadurch die betriebswirtschaftliche Bedeutsamkeit renditestarker Teilbereiche wegbrechen, wie z.B. Hochzeiten und hochwertige Portraits? Ohne gute Ausbildung ist so etwas nur sehr schwer zu verkraften, viele scheitern daran. Sicher ist das derzeitige duale Ausbildungssystem (nicht vom generellen Ansatz her, aber wohl von den Lehrinhalten und der meist nur gewinnoptimierenden überbetrieblichen Ausbildungen) doch verbesserungsbedürftig, die notwendigen Änderungen bürokratiebedingt zu langsam umsetzbar. Ich rate dennoch zu einer soliden handwerklichen Ausbildung in den infrage kommenden Spezialisierungsrichtungen in guten !!! und praxisorientierten Studios, einer anschließenden praktischen Tätigkeit, auch in Form einer Assistenz und einer daran anschließenden aufbauenden Fortbildung, entweder durch Studium oder Meisterausbildung. Meines Erachtens wird dieser letzte Teil der Fortbildung oft aus Selbstüberschätzung weggelassen. Die Fotografie ist ein Beruf, der absolut sichere Technikfähigkeiten, von der Fachkamera über die Lichttechnik bis zur Computernutzung ebenso verlangt, wie künstlerische Fähigkeiten. Auf Dauer geht das nicht ohne solide theoretische Grundlagen. Wie will man denn ohne theoretisch untersetztes Fachwissen im direkten Kundengespräch bestehen? Lediglich Allgemeinplätze aus seichten "Fachzeitschriften" wiedergeben? Nur was man im Kopf hat, kann einem kein Gerichtvollzieher aus der Tür tragen!!!

BF: Was macht ein Bild für Sie zu einem guten Foto?
Foto Kreil: Ein gutes Bild muss bei mir nicht nur die erste zehntel Sekunde überdauern, sondern einen Weg in das Unterbewusstsein finden. Dabei ist für mich Effekthascherei ein absolutes no-go. Ich möchte eben keine Reproduktion der Arbeit von Visagisten und Dekorateuren sehen, sondern die ehrliche Arbeit eines Fotografen.



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