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Fotograf Mika Väisänen

"Originalität entsteht ohne Druck" - Fotograf Mika Väisänen im Interview

 

BF: Hallo Herr Väisänen, was ist für Sie eigentlich das Tolle am Beruf, warum sind Sie Fotograf geworden?
Mika Väisänen: Ehrlich gesagt war es die Dunkelkammer. Bevor ich als Jugendlicher mir einen eigenen Fotoapparat mit meiner Schwester teilte (Rollei 35 LED), war ich stundenlang in der Dunkelkammer um SW Fotos zu entwickeln und zwar alte Negative meiner Großeltern. Ansel Adams war mein Prophet. Dann entdeckte ich die alten Meister Eugene Atget, Paul Strand, Andre Kertesz, Irving Penn… und ich wollte auch richtige Bilder machen. SW ist immer noch mein Favorit. Was mich an der Fotografie fasziniert ist die Herausforderung in einem Augenblick Licht, Gestaltung und Ausdruck einzufangen.

BF: Welche fotografische Ausbildung haben Sie und seit wann sind Sie als Fotograf selbstständig? Wie schnell kamen die ersten Aufträge? 
Mika Väisänen: Ich habe zuerst einem Industriefotografen assistiert und das Handwerk gelernt, bevor ich 1988 in Bielefeld an der FH studiert habe, was aber eher enttäuschend war. Schwaches Programm ohne Herausforderungen und schon nach 2 Jahren hatte ich alle Scheine und arbeitete dann als Assistent für sehr gute Fotografen in Hamburg, Madrid und New York über 3 Jahre. In New York war es Horst P. Horst und ich hatte die Ehre auch SW Prints für ein Buchprojekt in der Dunkelkammer vergrößern zu dürfen. Danach brachte ich mir selber die alten SW Verfahren der Frühzeit bei: Platin-Palladium, Cyanotypie, Bromöl und sogar Fotogravure. Leider interessiert das niemanden, denn die Leute sehen keinen Unterschied. Dafür ist es extrem Zeitaufwendig und sehr teuer. Nach ein paar Jahren als allgemeiner Werbefotograf entschloss ich mich auf Musikfotografie zu spezialisieren. Ich machte in New York Fotos von Jazzmusikern und Rappern und wurde recht schnell zum führenden Hip Hop Fotografen in Deutschland. Am Anfang nur SW, dann auf Kundendrängen auch Farbe und sogar Musikvideos.

BF: Gibt es einen Bereich in der Fotografie, in dem Sie besonders gerne arbeiten? 
Mika Väisänen: Ich habe ja bei einem Industriefotografen angefangen und noch immer finde ich es spannend hinter die Kulissen zu schauen. Ob das Produktion, Künstler oder Berufe sind. Hauptsache Menschen die sich für irgendetwas begeistern können. Da ich nicht mehr im Musikbusiness so aktiv bin, sind es jetzt die verschiedensten Bereiche und das gefällt mir.

BF: Manche Aufträge sind emotional oder inhaltlich besonders schön. Hatten Sie einen Auftrag, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Mika Väisänen: Als ich Hip Hop Fotograf war, da war es immer sehr aufregend meine alten Favoriten persönlich zu treffen und ihre Geschichten zu hören, am besten bei Ihnen im Studio oder Backstage. Kool Herc, Afrika Bambaataa, Grandmaster Flash, LL Cool J, Marley Marl, DJ Premier und auch „Youngster“ wie Aaliyah, Eminem, Jurassic 5, The Roots, Snoop, DMX, Erykah Badu...

BF: Sehen Sie sich als Künstler und die Fotografie als Berufung oder ist das ein ganz normaler Job?
Mika Väisänen: Eine Kunst ist es als Fotograf zu überleben. Wie in der Musikindustrie ist auch die Fotografie vom Preisverfall betroffen. Es darf alles nichts mehr kosten. Da muss man sich breit aufstellen oder sehr sehr spezialisieren. Fotografie kann Kunst sein oder Abbildung, genau wie Grafik oder Musik. Die Museums Kunstfotografie orientiert sich am Kunstmarkt und hat ihre eigenen Marktgesetze. Ob Fotografie Kunst genannt wird oder nicht, ist irrelevant.

BF: Wie wird man als Fotograf erfolgreich und wie behauptet man sich möglichst lange? 
Mika Väisänen: Besessenheit kombiniert mit Hartnäckigkeit würde ich sagen, genau wie bei jedem der heute eine unabhängige Bäckerei aufmacht oder seine eigene Mode entwirft. Behaupten durch gutes Planen und Rechnen. Das Kaufmännische entscheidet am Ende. Gut fotografieren können viele.

BF: Was dürfen Kunden von Ihnen erwarten, wenn Sie gebucht werden? Was zeichnet Ihre Fotografie aus? 
Mika Väisänen: Freundlichkeit und Geduld ist meine Stärke. Dem Kunden zuhören und wirklich versuchen für ihn das Beste rauszuholen, egal wie suboptimal die Ausgangsbedingungen sind. Meine Spezialität habe ich durch die Musikfotografie entwickelt. Unter allen Umständen, in kürzester Zeit, von jedem Menschen, zu jeder Tageszeit ein hervorragendes Foto zu machen.

BF: Welchen Weg raten Sie jungen Menschen, die heutzutage Fotograf werden wollen?
Ehrlich gesagt, würde ich es nicht empfehlen. Es sei denn, daß Fotografie einen mit Herz und Seele gepackt hat. Daß man dafür hungern und kämpfen würde. Ausserdem finde ich entscheidend, daß man sich für irgendetwas begeistert, das man fotografieren möchte. Egal ob das Mikroben, Moto Crosser, Musiker, Mode oder Maschinen sind. Die große „Was und Warum“ Frage. Das Technische ist relativ schnell gelernt, darf aber keinesfalls unterschätzt werden. Ich finde allerdings die Ausbildung im gestalterischen und kunsthistorischen Bereich langfristig wichtiger als die technische Ausbildung. Man sollte versuchen als Assistent bei den besten Leuten unterzukommen, aber nicht zu lange. 1-2 Jahre jeweils und auch im Ausland. Wenn man zB Mode oder Musik fotografieren will, kann man auch in der Branche zunächst als Hilfskraft oder Auszubildender arbeiten, um das Business kennenzulernen. So würde ich das heute machen. Von Innen in die Branche einsteigen. 

BF: Was macht ein Bild für Sie zu einem guten Foto? 
Mika Väisänen: Ein gutes Foto vermittelt etwas auch ohne Text dazu. Und das ist schwieriger als man meinen sollte. Es sollte nichts überflüssiges beinhalten und klar strukturiert sein. Auf den ersten Blick sollte man erkennen worum es geht. Das Hauptmotiv sollte durch Gestaltung und Licht hervorstechen. Eine persönliche Handschrift haben wirklich nur ganz ganz wenige Fotografen und diese ist nicht einmal ausschlaggebend für ein gutes Foto. Originalität ergibt sich und sollte nicht künstlich forciert werden. Sonst wirkt es schnell aufgesetzt.


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