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Fotograf Tan Kulali

"In erster Linie bin ich meinem Kunden verpflichtet" - 9 Fragen an Fotograf Tan Kulali

 

BF: Herr Kulali, viele Fotografen überlegen heutzutage auch Videos mit anzubieten. Sie sind den umgekehrten Weg gegangen und sind aus dem Filmbereich in die Fotografie gewechselt.
Tan Kulali: Ein Film ist nichts anderes als eine schnelle Abfolge von Fotografien. Doch bei einem Film kommen noch mehrere Komponenten dazu – wie eine Handlung, Darsteller, Ton. Der Fokus des Betrachters liegt also nicht allein auf den Bildern. Kein Mensch drückt, während er einen Film schaut, auf Pause, um sich an einem Standbild zu erfreuen. Bei der Fotografie ist das nicht der Fall. Hier geht es einzig und allein um das Bild. Und genau das übt für mich den besonderen Reiz aus.

BF: Welche Ausbildung haben Sie und seit wann sind Sie als Fotograf selbststständig?
Tan Kulali: Ich bin seit 2009 als Fotograf selbständig und war vorher 6 Jahre als Kameraassistent in den Bereichen Spielfilm, TV-Serie, Musikvideo und Werbung tätig. Eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Fotografie habe ich nicht absolviert, denn durch meine Erfahrungen beim Film, hatte ich genügend theoretisches und praktisches Wissen im Bereich der Bild- und Lichtgestaltung. Fotografie ist ein kreatives Handwerk. Wir sind keine Ärzte oder Anwälte, für die ein Studium zwingend notwendig ist. Das entscheidende für einen Werbefotografen sind die Bilder in seiner Mappe. Kunden oder Agenturen interessieren sich nicht dafür, ob ich ein Diplom in der Tasche habe.

BF: Sie bieten Produkt und Peoplefotografie an, wo liegt Ihr Schwerpunkt und arbeiten Sie eher für Redaktionen, Agenturen oder Direktkunden?
Tan Kulali: Ich arbeite mit Agenturen und Direktkunden zusammen. Produkt- und Peoplefotografie sind bei mir gleich gewichtet, ich mache beides sehr gerne. Vom Stil her bin ich jemand der gerne inszeniert – also weniger lifestylig unterwegs ist. Ich stecke viel Zeit in die Vorbereitung von Shootings, die bei mir immer genau durchgeplant sind. Natürlich ist nicht immer alles planbar und man muss sich oft den Gegebenheiten anpassen oder auf die Schnelle eine alternative Lösung für ein Problem finden. Doch je besser die Vorbereitung ist, desto reibungsloser läuft dann das Shooting selbst ab. Und speziell in der Werbefotografie, wo oft viel Geld in ein Shooting investiert wird, ist dies eine wichtige Sache.

BF: Welcher war Ihr bisher schönster Auftrag und warum?
Tan Kulali: Mein bisher schönster Auftrag war auch gleichzeitig der traurigste. Für eine internationale Kampagne der Firma Trimble sollte ich auf der Insel Giglio ein Portrait eines Mitarbeiters machen, der bei dem havarierten Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ mithilfe von Vermessungsgeräten die Taucher bei jeglicher Bewegung des Schiffes rechtzeitig warnte, damit diese das Schiff verlassen konnten. Es war eine interessante Reise und wir lernten sehr nette Menschen kennen. Das Shooting lief relativ entspannt ab, das Wetter spielte mit und das Team war gut drauf. Einzig der Anlass war traurig und dieses riesige, gekenterte Schiff so nah vor sich zu sehen, war sowohl beeindruckend als auch beängstigend.

BF: Sehen Sie sich als Künstler und die Fotografie als Berufung oder ist das ein ganz normaler Job?
Tan Kulali: Ich sehe mich nicht wirklich als Künstler. Als Werbefotograf bin ich ein Dienstleister und in erster Linie meinem Kunden verpflichtet, der sein Produkt vermarkten möchte und dafür Bilder benötigt. Das bedeutet, ich muss mich daran orientieren, was er für Vorstellungen hat. Natürlich versuche ich auch immer, wenn die Möglichkeit besteht, meine Ideen mit einzubringen, doch am Ende hat der Kunde das letzte Wort. Da ist künstlerische Selbstverwirklichung fehl am Platz.

BF: Wie wird man als Fotograf erfolgreich und wie behauptet man sich möglichst lange?
Tan Kulali: Abgesehen davon, dass man sein Handwerk natürlich beherrschen muss, ist der Garant für Erfolg und Beständigkeit in diesem Business, die richtigen und genügend Kontakte zu haben. Man kann der beste Fotograf der Welt sein – wenn dich keiner kennt, wird dich auch niemand buchen.

BF: Werden sich Fotografie und Film weiter annähern oder bleiben das zwei unterschiedliche Bereiche? Glauben Sie, dass zukünftig jeder Fotograf auch Videos anbieten wird?
Tan Kulali: Ich glaube definitiv nicht, dass zukünftig jeder Fotograf auch Videos anbieten wird. Das ist und bleibt eine Minderheit. Nur weil die heutigen Spiegelreflexkameras in HD filmen können, bedeutet das nicht, dass ein Fotograf dies auch anbieten möchte oder überhaupt anbieten kann. Denn wie schon vorhin erwähnt, benötigt man für einen Film mehr als nur Bilder. Ich bin mir sicher, dass der Großteil der Fotografen die Videofunktion in einer Spiegelreflex überhaupt nicht nutzt oder Interesse daran hat. Einzig und allein die Filmindustrie im Low-Budget Bereich freut sich darüber. Denn anstatt mit einer Kamera zu filmen, die 30.000 € kostet, können sie jetzt mit einem Fotoapparat filmen, der nur 3.000 € kostet.

BF: Welchen Weg raten Sie jungen Menschen, die heutzutage Fotograf werden wollen?
Tan Kulali: Da ich ein Quereinsteiger bin, kann ich zu Ausbildung und Studium wenig sagen. Ich persönlich habe mein Handwerk in meiner Assistenzzeit beim Film gelernt und kann dieses Wissen auf meine fotografische Arbeit übertragen. Der Vorteil in der Assistenzlaufbahn ist die Praxisorientiertheit und die Möglichkeit schon früh genügend Kontakte mit Agenturen, ArtBuyern, Kunden, Repräsentanzen zu knüpfen. Und genau diese Kontakte sind es, die ein Werbefotograf benötigt, um mit seiner Fotografie Geld zu verdienen.

BF: Was macht ein Bild für Sie zu einem guten Foto?
Tan Kulali: Die Zufriedenheit des Kunden... :-)


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