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"Es gibt in der Fotografie noch sehr viel zu entdecken" - Fotograf Manuel Barth

Fotograf Manuel Barth

BF: Hallo Herr Barth, Sie haben einen starken Fokus auf Beauty und Fashion, fotografieren aber auch Landschaften, Stills und Reportagen. Wie kommt es zu dieser recht großen Vielfalt?

Manuel Barth: Als Fotograf sollte man breit aufgestellt sein, auch wenn es gerne gesehen wird, dass man in Teilbereichen Spezialkenntnisse hat. Ich habe mich auf Mode-People-Beauty fokussiert, aber die anderen Bereiche der Fotografie möchte ich auf keinen Fall ausblenden. Es wird heutzutage von Auftraggebern einfach vorausgesetzt, dass man auch Image-Filme drehen kann. Das ist mit Digitalkameras technisch kein Problem, sofern man sich mit den Programmen auskennt.

 

BF: Wie stehen Sie dann zu diesen Kundenwünschen?

Manuel Barth: Es ist auf jeden Fall eine gute Marketing-Strategie, aber nichts, was man einfach nebenbei machen kann. Den Zusatzaufwand beim Filmen und Schneiden berücksichtigen Auftraggeber oft nicht. Früher hatten Fotografen ein technisches “Geheimwissen” in Bezug auf Aufnahmetechnik und Entwicklung, durch die sie die Preise diktieren konnten. Heute kann der Kunde nicht selten selbst halbwegs gut fotografieren oder filmen und schätzt den Aufwand für wirklich gute Ergebnisse oft unrealistisch ein.

 

BF: Wie sind Sie eigentlich zur Fotografie gekommen?

Manuel Barth: Nach meiner klassischen Ausbildung zum Fotografen, habe ich drei Jahre bei Tim Thiel in Frankfurt assistiert, da war viel im Mode-People-Beauty-Bereich dabei. Schon damals hat mir gefallen, viel mit Menschen zu tun zu haben, immer wieder andere Leute kennen zu lernen und viel draußen zu sein. Ich bin einfach kein Fan von reiner Studiofotografie, also z.B. einen ganzen Tag an einem Foto von einer Uhr zu arbeiten. Beauty und Fashion hingegen ist anders. Man trifft dabei auch viele interessante Leute, die wieder andere Leute kennen, die komplett anders ticken, salopp ausgedrückt noch durchgeknallter sind als man selbst.

 

BF: Durchgeknallte sind dann ungewöhnliche, besondere Menschen?

Manuel Barth: Es gibt Designer oder Kreative, die fallen sofort auf, allein durch ihre Erscheinung. Die haben einfach ganz andere Vorstellungen und leben das entsprechend aus. Wir Fotografen suchen so etwas: einen anderen Stil, eine super Location, das Neue und Besondere. Bei solchen Menschen sieht die Wohnung aus wie ihr Leben, wie sie selbst und gibt die perfekte Kulisse ab. Das suche ich.

 

BF: Das hört sich an, als würden Sie solche Unikat richtig mögen?

Manuel Barth: Ja, ich mag durchgeknallte Leute, denen alles egal ist; die leben, wie sie es für richtig halten. Sie sind wirkliche Individuen und haben einen ganz anderen Blickwinkel auf die Mode und das Fotografieren. Das Model soll sich dann etwa selbst die Haare machen und kein Make-Up tragen - das ergibt dann schon einen ganz anderen Look. Es geht ums Ausprobieren, und das finde ich gut.

 

BF: Was ist dann Schönheit für Sie bzw. was fotografieren Sie besonders gerne?

Manuel Barth: Ausgefallenes. Es gibt die klassische Schönheit, bei der man von Anfang an sagt: "Wow, sieht die gut aus”. Und dann gibt es auch eine Art von Schönheit, die erst auf dem zweiten Blick erkennbar ist. Ein Beauty-Shot kann dann während des Fotografierens überraschenderweise zu etwas besonders Schönem werden. Das ändert sich so langsam in der Modewelt. Das Althergebrachte verabschiedet sich, das Ausgefallene kommt - Beauty ist für mich, was fasziniert!

 

BF: Gibt es, außer Unikaten, bestimmte Gruppen, die Sie besonders gern fotografieren?

Manuel Barth: Ich fotografiere alle gern, Menschen aus dem privaten Umfeld, aber natürlich auch professionelle Models, die wissen, wie sie sich bewegen müssen. Da geht es vor allem um Selbstbewusstsein und Körperbeherrschung. Das ist das wichtigste bei Models, ihr Job wird oft unterschätzt.

 

BF: Wann sind Sie genervt bei der Arbeit?

Manuel Barth: Puh, manchmal schon bei den Kostenvoranschlägen. Es ist frustrierend, wenn dauernd etwas geändert wird oder sich die Leute dann nicht melden. Bei meiner klassischen Ausbildung habe ich zu wenig darüber gelernt, aber deswegen bin ich auch bei Berufsfotografen. Den Honorarrechner finde ich in dieser Hinsicht echt hilfreich. Auch die Assistenzzeit hat mir geholfen, genau zu kalkulieren. Dass es bei Euch ein System gibt, an dem sich Fotografen orientieren können, ist super. Viele machen Jobs für einen Appel und ein Ei, weil sie es nicht besser wissen und den Job unbedingt haben wollen. Dass man bei Shootings Visagisten und Stylisten braucht, trifft zudem häufig auf Unverständnis. Es wird ja bei Kostenvoranschlägen zunehmend auf die Ausgaben geschaut, dieser zunehmende Druck trifft alle Fotografen gleichermaßen, also auch diejenigen, die früher richtig hohe Tagessätze hatten. Mittlerweile haben selbst solche Fotografen oft kein Studio mehr, weil es sich einfach nicht mehr rechnet.

 

BF: Und wie reagieren Sie bei Auftraggebern, die die Kosten drücken wollen?

Manuel Barth: Ich bemühe mich fair zu sein und eher bei mir etwas abzuzweigen, damit ich auf jeden Fall jemanden für Haare und Make-up und einen Fotoassistenten dabei habe. Wenn ich aber merke, dass Kunden unrealistische Anforderungen haben und von Anfang an die Kosten drücken wollen oder mir erzählen, dass sie ansonsten selbst fotografieren, weiß ich Bescheid.  Ich empfinde das schon fast als respektlos, schließlich geht es auch um Bildrechte, Recherchen, Reisetage etc., und man muss ja davon leben können.

 

BF: Machen Sie die Recherche alleine?

Manuel Barth: Meistens ja. Ich kenne nur eine Hand voll Fotografen, die sich ein Office-Management leisten, das sich um so etwas kümmert. Auch Agenturen versuchen, Arbeit zu vermeiden nach dem Motto: "Können Sie das Model besorgen?”. Man hat dann alles in der Hand, aber auch viel größere Verantwortung: Locations checken, Models aussuchen, alles muss mit der Agentur und dem Endkunden abgestimmt werden - und das alles für einen Tag Fotografieren.

 

BF: Was ist dann für Sie das Schönste an Ihrem Job?

Manuel Barth: Dass  man sofort ein Ergebnis hat. Deshalb habe ich die Ausbildung einem Studium vorgezogen, wollte nicht  irgendwo festsitzen bis ich 25, 26 Jahre alt bin und ein Diplom habe, das ich an die Wand hängen kann. Ich habe vor meiner Fotografenausbildung eine Ausbildung zum Maler und Lackierer gemacht, weil ich schon immer etwas Handwerkliches mit sichtbarem Endergebnis machen wollte, aber damals nicht in die Fußstapfen meines Vaters treten wollte, der auch Fotograf ist. Ich wollte meinen eigenen Weg gehen, aber dann hat es mich doch gepackt. Oha, dachte ich, mich zieht es doch genau dahin.

 

BF: Was macht Ihre Art der Fotografie aus und wann sind Sie zufrieden mit Ihren Bildern oder Filmen?

Manuel Barth: Zufrieden bin ich, wenn mir das Ergebnis gefällt, und erst recht, wenn der Kunde neben mir die Begeisterung teilt. In der Werbung und der Mode ist alles viel lockerer und freier geworden. Wie bei der Marke Supreme, wo das Model speziell ist, aber nicht typisch model-like aussieht: Das ist dann z.B. total hellhäutig, dafür aber voll tätowiert. Er sitzt irgendwo an der Straßenecke, und da wird dann der Schuss gemacht. Bilder sind nicht mehr so pompös aufgebaut. Ich versuche auch, alles gelassener anzugehen, mehr auf die Models einzugehen statt des üblichen Getues ums Catering etc.

 

BF: Der Fotograf ist also nicht mehr der Held, der Künstler, der im Mittelpunkt steht?

Manuel Barth: Genau! Ich arbeite bodenständiger, lasse mir nichts zu Kopf steigen. Für mich ist die Fotografie immer noch in erster Linie ein Handwerk und keine reine Kunstform. Man erschafft etwas nach einer Vorgabe, muss verstehen, was die Kunden möchten, ist also in erster Linie Dienstleister.

 

BF: Die ältere Generation von Fotografen hat spätestens mit dem Boom der Digitalfotografie eine Identitätskrise bekommen. Erfolgreiche lifestylig-fotografierende Blogger geben dann den Rest.

Manuel Barth: Ja, definitiv, damit muss man umgehen können. Ich finde die Art, wie die Blogger das machen, toll, aber ich bin selbst nicht der Typ dafür. Das gesamte Marketing-Konzept von Primark beispielsweise basiert auf der Präsenz von Produktbildern in Blogs und auf Youtube. Aber ich sehe das relative gelassen,  weil ein Profi immer noch sieht, wer fotografieren kann und wer nicht. Leider legen manche Kunden keinen Wert mehr auf diesen Unterschied, es wird also enger.

 

BF: Haben Sie als Fotograf Zukunftsangst?

Manuel Barth: Nein, Zukunftsangst habe ich nicht, weil das Thema visuelle Kommunikation immer stärker wird in Zeiten von Instagram. Wenige machen sich noch Mühe mit guten Texten, das Bild soll alles rüberbringen. Ich mache mir allerdings Sorgen, wie gut ein Fotograf in Zukunft von seiner Arbeit leben können wird, denn das Leben wird nicht billiger und die Zahl gut ausgebildeter Fotografen, die für zu wenig Geld arbeiten, leider immer größer.

 

BF: Was treibt Sie eigentlich als Fotograf und wo soll es noch hingehen?

Manuel Barth: Ach, da gibt es noch sehr viel zu lernen und zu entdecken! Es gibt so viele tolle Bilder, bei denen ich denke: Wie cool ist das denn, was der Fotograf da gemacht hat.  Ich möchte viel reisen, in den USA, China, oder Russland hat man einen ganz anderen Blickwinkel. Auch von den Fotografen der analogen Generation gibt es noch viel zu lernen, Sie sind ist kreativ, basteln, nutzen zum Beispiel Folien vor der Kamera, was kompliziert wirkt, aber zu unglaublich coolen Effekten führt. Und was ich noch ausbauen möchte, ist die Vorbereitungsphase von Model-Shootings: Es gibt verschiedene Arten da heranzugehen, entweder klassisch am Shooting-Tag selbst mit Kaffee, Styling etc. oder mit einemTreffen vorab, bei dem man Gemeinsamkeiten entdecken kann. Dadurch besteht am Shooting-Tag schon eine persönliche Ebene, die besondere Bilder entstehen lässt.

 

 

Mehr Arbeiten von Manuel Barth findet man auf seiner Seite oder seinem BF Profil

 

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