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Fotoschulen im Interview: BEST-Sabel Designschule in Berlin

„Jemand, der wirklich will, findet immer einen Weg.” Stefan Berg, BEST-Sabel Designschule Berlin 

 

BF: Hallo Herr Berg, Sie sind bei BEST-Sabel in Berlin Köpenick für den Bereich Fotografie verantwortlich. Die Schule ist in Berlin ja schon über 20 Jahre vertreten, Sie hingegen sind erst seit Sommer 2014 dabei. Haben Sie sich schon einen guten Überblick verschafft?
Stefan Berg: Ja, ich bin zwar erst seit August letzten Jahres hier, hatte die Stelle aber schon vor 10 Jahren einmal inne und habe dadurch gute Einsichten und auch Vergleiche.

BF: Das ist wirklich ein interessanter Ausgangspunkt, den Sie da haben: mit frischem Blick, aber in einem altbekannten Gefüge. Was hat sich in den 10 Jahren getan? Sehen Sie Potenzial darin, die Ausbildungsstruktur zu verändern?
Stefan Berg: Es ist eine meiner Aufgaben, die Ausbildung umzubauen und der Zeit anzupassen. Bisher war die Ausbildung sehr handwerklich und verschult ausgerichtet. Wobei es mir so erscheint, als würde das Potenzial noch nicht ausgeschöpft werden. Mir ist es zudem wichtig, den sinnlichen Aspekt verstärkt reinzubringen. Es ist in den letzten 4-5 Jahren ein Umbruch zu spüren. Kreative wollen meines Erachtens mehr, als nur am Rechner arbeiten. Man will die Dinge durch eigene Erfahrung spüren und sinnlich begreifen. Und man wünscht sich eine größere Weite und auch Tiefe seiner Beschäftigung. Das kann eine Ausbildung bieten, die akademische und handwerkliche Aspekte vereint.

BF: Bei Ihnen kann man den Abschluss zum staatlich geprüften „Fotodesigner” machen.
Stefan Berg: Der klassische Fotograf ist ja handwerksorientiert. Bei uns soll es einen Schritt weitergehen. Es geht um Reflexion und Selbststudie, Handlungs- und Fachkompetenz, aber natürlich auch um Handwerkliches. Erfahren, anfassen, erleben - das kommt im Akademischen leider zu kurz. Und dass an Universitäten und Fachhochschulen bei Werkstätten eingespart wird, halte ich zudem für sehr schade.

BF: Das ist bei Ihnen als Privatschule sicher anders. Haben Sie Equipment, was die Studenten nutzen können?
Stefan Berg: Ja, wir haben Studiotechnik komplett da, Kleinbild, Digitalkameras, Mittelformatkameras, inklusive digitalem Rückteil und auch noch Großformat, weil ich das für wichtig halte, um unterschiedlichste Techniken zu vermitteln. Auch wenn es auf dem Markt nicht mehr so angewandt wird, wird dadurch doch das kreative Potenzial angeregt. Genauso sehe ich das mit dem Arbeiten in der Dunkelkammer. Zudem haben wir Hasselblad Imacon Scanner, mit denen man auch Großformat scannen kann, Apple Rechner und verschiedene Computerlabore. Ich würde sagen, es fehlt hier an nichts.

BF: Wir haben ja schon von den Änderungen in der Ausbildung gesprochen. Werden da bei Ihnen auch neue Fächer eingeführt?
Stefan Berg: Ja, es kommen neue Fächer oder sie werden darauf ausgerichtet, dass ein reflektierterer Kontext entsteht. Es ist schon viel gewonnen, wenn man einzelne Fächer verknüpft und fachübergreifend arbeitet. Beispielsweise kann ein Kreativitätstraining mit Mode- und Grafik kombiniert werden, sodass man andere Perspektiven erhält. Eine Bewegung vom klassischen Stundenplan zu mehr projektbasiertem Arbeiten ist sinnvoll. Es ist wichtig, dass man auch mal etwas schreibt, mal präsentiert, mal mit anderen zusammenarbeitet und sich an der Praxis orientiert, sodass man nicht nach 3 Jahren Ausbildung aus allen Wolken fällt.

BF: Wie kann ich mir einen Tag in der Best-Sabel vorstellen?
Stefan Berg: Wir starten um acht und haben Fächer wie Englisch, wo zum Beispiel Texte von Fotografen besprochen werden. Es gibt Betriebswirtschaft, Kreativitätstraining und auch Kulturgeschichte. Ein „harter” Tag geht auch mal 10 Stunden. Es gibt reine Praxistage, Exkursionen und auch Übungszeiten, wo die Studenten sich im Studio und am Rechner verbessern können. Dann haben sie Einführungen im Labor oder in Photoshop. Dabei bemühen wir uns immer um einen ausgeglichenen Wechsel von Praxis und Theorie. Wir haben einen Werkstattleiter, mich als fachlichen Leiter und zusätzlich noch verschiedene freie Dozenten. Die sind immer vor Ort und betreuen jede Woche ein Projekt. Außerdem haben wir noch das „Meet the Professionals”-Programm, wo Leute eingeladen werden, die aus ihrem Berufsalltag erzählen 

BF: Das klingt sehr anschaulich. Denken Sie, dass die Studenten ein realistisches Bild vom Arbeitsmarkt haben? Arbeiten denn viele Studenten nach dem Abschluss wirklich als Fotografen?
Stefan Berg: Ein realistisches Bild - ja und nein. Die Schule ist natürlich ein geschützter Raum. Wir steigern im Laufe der Zeit hier aber auch die Aufgabendichte, um näher an die Realsituation zu kommen. Man merkt einen Unterschied zwischen den Studenten, die wirklich wollen und anderen, die da noch nicht so sicher sind. Mich interessiert selbst sehr, was aus den Schulabgängern geworden ist und ich habe begonnen, nach den Alumni zu forschen. Erfreulicherweise konnte ich feststellen, dass viele erfolgreich in dem Bereich arbeiten. - Unter anderem auch in fotografienahen Bereichen wie zum Beispiel in der Bildredaktion. Wir laden auch Ehemalige ein, die Erfahrungen weitergeben können, für welche Summe sie beispielsweise ein bestimmtes Bild in Rechnung gestellt haben. Das soll anschaulich vermitteln, dass auch sie es schaffen können. Ehemalige sind gute Ansprechpartner und sie verdeutlichen, worauf in der Praxis geachtet werden muss.

BF: Wieviele neue Studenten werden jährlich aufgenommen und was können Sie über eine durchschnittliche Struktur der Bewerber sagen?
Stefan Berg: Das ist unterschiedlich. Wir haben eine Altersspanne zwischen 18 und 30. Maximal werden 20 Bewerber aufgenommen, da wir großen Wert auf persönliche Betreuung legen.

BF: Berlin als Standpunkt hat ja die höchste Dichte an Ausbildungsmöglichkeiten in Medienberufen. Gibt es eigentlich eine große Konkurrenz unter den Fotoschulen und wie bekommen Sie die zu spüren?
Stefan Berg: Einerseits werden die Schülerzahlen weniger. Vor 10 Jahren war es im Vergleich noch ein Selbstläufer, da waren die Klassen übervoll. Heutzutage müssen wir auch mehr in die Werbung investieren und Probetage anbieten, sodass die Leute herangeführt werden. Hier in Berlin gibt es glaube ich 12 Schulen und alle bemühen sich. In unserem eigenen Segment gibt es zum Glück nur den Lette Verein. Andererseits schielen auch viele Studenten nach dem Bachelor.

BF: Die Lebensbedingungen in Berlin werden allerdings auch für Auszubildende durch steigende Lebenshaltungskosten erschwert. Wie finanzieren die Studenten ihr Studium?
Stefan Berg: Die Herangehensweise ist extrem unterschiedlich. Manche arbeiten bereits als Fotografen, denn die Leute, die bei uns anfangen, sind keine blutigen Anfänger. Außerdem sind wir BAFöG-gefördert, manchmal helfen die Eltern mit. Dann gibt es noch die Möglichkeit des Bildungskredits der KFW.

BF: Wie schätzen Sie denn heute die Chancen für Fotografen auf dem Arbeitsmarkt ein? Und wo sehen Sie Risiken?
Stefan Berg: Jemand, der wirklich will, findet immer einen Weg. Ich denke, dass es für jeden ein Plätzchen gibt. Der Eine ist ein Skater und kann für die „Lowdown” fotografieren, der andere macht eine Abschlussarbeit in der Autostadt von Volkswagen und wird zufällig vom Marketingleiter engagiert. Solche Dinge passieren immer wieder. Wenn man seine Persönlichkeit schärft, dann wird auch ein Selbstvertrauen ausgebildet und so findet man seinen Weg. Je mehr Vertrauen man in sich selbst und die eigene Arbeit hat, um so eher wird man Fuß fassen.

BF: Eigentlich ein schönes Schlusswort, aber Eines interessiert uns noch. Sie sprachen vorher von einer Sehnsucht nach Tiefe, die seit einigen Jahren spürbar wird. Würden Sie sagen, dass auf dem Markt der Fotografie Oberflächlichkeit herrscht?
Stefan Berg: Ja. Das kommt daher, dass Viele nicht fotografisch geschult sind, aber dennoch die Wahrnehmung haben, selber Fotografie machen zu können. Viele Medien greifen auf ambitionierte Amateure zurück oder preisgünstiges Stockmaterial. Deshalb muss ein professioneller Fotograf lernen, sich abzusetzen und herauszustellen, dass er als Geschulter mehr bieten kann und dafür auch einen ordentlichen Preis verlangen kann. Da geht es auch um Persönlichkeit. Wie man auftritt, wie reflektiert man ist und wie man auf den Kunden eingeht, spielt eine Rolle. Solche Dinge sollten auch in der Ausbildung vermittelt werden.

BF: Vielen Dank für das Interview, Herr Berg.

Mittlerweile hat die Best Sabel Schule die Ausbildung im Bereich Fotografie eingestellt und es werden keine Fotoschüler mehr angenommen.

 

BEST-Sabel Designschule Berlin
Standort: Berlin
Ausbildungsdauer: 3 Jahre vollzeit
Ausbildungskosten: 15 535 € (410 € monatlich zzgl. Prüfungsgebühren) 
Abschluss: staatlich anerkannter Fotodesigner

 

 

 

 

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