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Fotoschulen im Interview: Fotograf werden an der Photoacademy Berlin

„Wir wollen keine Massenabfertigung machen.” - Nadine Hofmann, Photoacademy Berlin

BF: Hallo Frau Hofmann, Sie sind Leiterin der Photoacademy Berlin, die im Jahr 2005 als Urbschat Academy gegründet wurde. Welchen Grund gab es für die Namensänderung?
Nadine Hofmann: Wir haben das vor einem Jahr aus praktischen Gründen so gemacht, weil viele internationale Schüler „Urbschat” nicht so gut aussprechen konnten. Außerdem wollten wir verdeutlichen, dass wir alle Fotografiebereiche anbieten, nicht etwa nur Portraitfotografie.

Konkurrenz gibt es natürlich schon. Andererseits hat jede Schule auch ihr eigenes Konzept, was die Konkurrenz wiederum schmälert. Für jemanden, der Fotografie lernen möchte, ist das nicht einfach zu durchschauen, da höre ich immer wieder, „Oh Gott, so viele Fotoschulen, ich weiß gar nicht, was das Richtige für mich ist.” Aber bei näherem Betrachten unterscheiden sich die Fotoschulen sehr.

Wir heben uns ab, weil wir nicht nur Fotografie machen, sondern die Mediengestaltung mit in die Ausbildung integriert haben. Unsere Studenten lernen also nicht nur das Sehen und das Fotografieren, sondern auch das Gestalten. So kann man nachher viel mehr anbieten und auch mal einen Flyer oder eine Homepage gestalten. Dieses Konzept kommt bei den Schülern sehr gut an.

BF: Bei Ihnen kann man sogar auch als Make-up Artist ausgebildet werden. Hat Ihre Schule einen Fokus auf der Portraitfotografie?
Nadine Hofmann: Nein, vom Konzept her lernen die Studenten in den ersten eineinhalb Jahren der dreijährigen Ausbildung alle Bereiche der Fotografie kennenlernen. Wir beginnen tatsächlich noch mit analoger Fotografie und haben auch ein Labor hier, sogar eine Großformatkamera, womit die Studenten lernen ein richtiges Dia zu produzieren.

Danach geht es durch die verschiedenen Sparten: 4 Wochen Journalismus, 4 Wochen Beauty-, Mode, dann Portrait-, Foodfotografie, Architektur und so weiter. Alle Bereiche kennenzulernen ist wichtig, weil dann zum Einen die Orientierung in einem Bereich leichter fällt und zum Anderen, um später auch mal Aufträge in Nachbarsparten bedienen zu können. Da muss man als Fotograf schon alles abdecken.

Der Austausch zwischen Fotografiestudenten und Make-up Artists ist von Vorteil, weil Make-up Artists gute Fotos brauchen und die Fotografen besonders in Mode- und Portraitshootings gute Make-up Artists. Es ist sehr gut, wenn die Studenten schon feststellen können, mit wem sie gut arbeiten können.

 

BF: In Berlin konkurrieren einige Fotoschulen um Bewerber. Wie viele Bewerbungen haben Sie in der Photoacademy durchschnittlich und wie viele Interessenten werden letztlich angenommen?
Nadine Hofmann: Wir nehmen 25 Leute pro Jahrgang an und haben so zwischen 200 und 300 Bewerbungen. Man muss auch immer sehen, dass ein Konzept Zeit braucht, um anzulaufen. Mit unseren zehn Jahren auf dem Markt sind wir eigentlich eine ganz junge Schule.

Mit unserem Umzug und den neuen Räumlichkeiten und dem Konzept mit der Make-up-Schule habe ich das Gefühl, dass es sich langsam herumspricht, was wir eigentlich machen. Auch unsere internationale Klasse, die wir in diesem Jahr das erste Mal starten, wird gut angenommen. Wir sind in freudiger Erregung und haben unter anderem schon Anmeldungen aus Indien und Südafrika. Das wird auch spannend für die Schüler sein durch die verschiedenen Kulturen.

BF: Wie ist Ihr Aufnahmeverfahren und wer ist der durchschnittliche Bewerber? Wird die Schule in Zukunft wachsen?
Nadine Hofmann: Nein, wir wollen keine Massenabfertigung machen. Wir haben ja drei Jahrgänge parallel mit insgesamt 60 Studenten und ich finde das reicht auch. Ich bin eher dafür sorgfältig auszuwählen und gut auszubilden, als dass dann Leute unten durchfallen, weil es zu viele sind. Der Durchschnitt der Bewerber ist vielleicht Mitte zwanzig. Sie müssen eine Mappe einreichen, aber wir gehen da glaube ich auch etwas anders ran als andere Schulen. Bei manchen werden so perfekte Mappen verlangt, dass man sich fragt, weshalb der Bewerber überhaupt noch studieren soll.

Bei uns kann man seine 10-15 Lieblingsfotos zusammenstellen und selber gestalten. Für die Meisten ist das schwieriger als ein Thema gestellt zu bekommen, aber wir finden es spannend zu sehen, ob es schon eine Richtung oder eine Linie in der Mappe gibt. Wenn uns jemand dann allerdings nur Sonnenuntergänge zeigt beispielsweise, dann können wir kein Talent feststellen. Dann regen wir noch mal an loszugehen und was anderes zu finden, wodurch wir wiederum feststellen können, ob der Ehrgeiz da ist. Wir gucken da schon ganz genau hin und auch das Persönliche muss stimmen. Mir ist Leidenschaft an der Stelle lieber als Perfektion. Da haben sich schon so viele Perlen entwickelt. Deshalb ist das persönliche Gespräch besonders wichtig.

BF: Können Sie den Alltag in der Ausbildung ein wenig schildern, so dass sich Studieninteressierte ein Bild davon machen können, was sie an der Photoacademy Berlin erwartet?
Nadine Hofmann: Im Prinzip hat jede Klasse einen festen Stundenplan. Wir sind wirklich 8 Stunden am Tag in den Unterrichtsräumen und es geht von Anfang an los mit Präsentationen. Diesen Druck von 0 auf 100 muss man aushalten können, gerade wenn man vielleicht erst 19 ist und grad nach Berlin gezogen ist. Mediengestaltung, Fotofachkunde, Fotopraxis, Recht und Wirtschaft gehören dazu. Alle 14 Tage haben sie Kunst- und Gestaltungslehre. Es gibt fünf Blöcke Englisch, wo die Studenten zum Beispiel lernen, ein Bewerbungsgespräch auf Englisch führen zu können. Außerdem gibt es die Möglichkeit im Studio frei zu arbeiten.

Nach eineinhalb Jahren wählen die Studenten 2 von 3 fotografischen Bereichen und haben ein Jahr lang Vertiefung darin, wo auch freie Projekte umgesetzt werden können. Es gibt die Bereiche People-, Werbefotografie und Journalismus mit jeweils einem Dozenten, der erfolgreich in der Praxis tätig ist. Das letzte halbe Jahr ist am wichtigsten, weil die Studenten dann gezielt für ihr Portfolio fotografieren.

Am Ende steht ein professionelles Portfolioviewing mit Experten aus der Branche, die wir einladen und die die Studenten noch nicht kennen. Dann gibt es ein realistisches Pitching, wo man auch nur 5 Minuten Zeit hat an jedem Tisch. So gibt es direkt die Möglichkeit Kontakte herzustellen und Visitenkarten auszutauschen. Zu dem Zeitpunkt muss auch die eigene Homepage fertig sein und es wird ein eigener Businessplan geschrieben. Der wird dann bei der Bank vorgestellt. Wir versuchen, so gut wie möglich auf die Realität vorzubereiten. Dazu gehört dieses wirtschaftliche Denken, Selbstmarketing, wir geben Einzelcoachings und schauen ob jemand das Zeug für die Selbstständigkeit hat und wenn nicht, wo er oder sie sich bewerben will und wie die Bewerbungsunterlagen aussehen.

 

BF: Das klingt nach einem sehr intensiven Programm. Wie finanzieren das die Studenten? Arbeiten sie auch schon nebenbei als Fotografen?
Nadine Hofmann: Ja, sie nehmen in „Recht und Wirtschaft” auch anfangs durch, wie man ein Kleinstgewerbe anmeldet. Es ist für sie wichtig zu wissen, wie man eine Rechnung schreibt und versteuert und natürlich, wie man Preise kalkuliert. Wir geben Ihnen als Erstes mit, sich nicht unter Wert zu verkaufen, um den Markt nicht kaputtzumachen. Eine Möglichkeit der Finanzierung ist BAföG. Unser Schul-BAföG muss man auch nicht zurückzahlen.

Ansonsten gibt es noch den Bildungskredit der KFW. Oder man macht mit uns als Schule individuelle Zahlungspläne, d. h. man kann die Bezahlung, statt über 3 Jahre über 4 Jahre zu strecken. Wir versuchen da, Mittel und Wege zu finden. Mit der Zeitschrift „Photographie” haben wir letztens auch ein Stipendium vergeben. Das wollen wir dieses Jahr auch wieder machen.

BF: Denken Sie, dass die Studenten ein realistisches Bild von den Berufsaussichten haben? Und was beobachten Sie nach Beendigung des Studiums - schlagen die meisten Abgänger einen Weg in die Fotografie ein und gibt es vielleicht auch richtige Durchstarter?
Nadine Hofmann: Ich denke schon, dass die Einschätzung realistisch ist. Gerade durch die Fotografen, die bei uns unterrichten, denn das sind ja alles Fotografen, die ernsthaft auf dem Markt bestehen. Sie sollen den Schülern weitergeben, was Kunden wirklich wollen und auch realistische Aufgaben stellen. Wir haben im Journalismus auch den Kai-Uwe Heinrich vom Tagesspiegel als Dozenten. Der geht mit den Studenten raus und sagt, er möchte in 2 Stunden ein bestimmtes Bild auf dem Schreibtisch haben, so wie es in der Realität auch abläuft. Wir machen auch ein Praktikum innerhalb der Ausbildung, was ich für sehr wichtig halte.

Ich recherchiere gerade, was die Alumni machen, weil wir dieses Jahr zehnjähriges Bestehen haben. Das ist total spannend. Bei fünf Leuten weiß ich, dass sie in die Mediengestaltung gegangen sind, etliche sind auf dem Schiff gelandet als Bordfotografen, Manche haben sich mit klassischen Fotostudios selbstständig gemacht oder sind frei unterwegs. Als Durchstarter gibt es zum Beispiel Simon Cornils. Der macht wirklich sein Ding, arbeitet in Amsterdam und in Berlin und hat schon viele Promis fotografiert. 

BF: Wie blicken Sie auf die Fotografie im Allgemeinen? Würden Sie sagen, dass es für Fotografen schwerer wird? Wo sehen Sie denn die Chancen und Risiken auf dem Markt der Fotografen?
Nadine Hofmann: Gute Frage. Auf jeden Fall ist es kein aussterbender Beruf, weil man immer Fotos brauchen wird. Ich hoffe auf jeden Fall, dass die Gesellschaft draußen erkennt, was ein gutes und was ein schlechtes Bild ist.

Wer eine Kamera hat, sagt, er kann fotografieren. Aber die Qualität fehlt natürlich. Deshalb hoffe ich, dass die Gesellschaft die ausgebildeten Fotografen erkennt und Qualität geschätzt wird. Mit Licht umgehen können die Wenigsten - das macht den Fotografen aus.

Man muss sich generell mehr durchsetzen. Das Digitale ist natürlich die Veränderung. Von dem her bieten wir ja die Kombination mit dem Mediengestalter, um mehr Bereiche abzudecken. Man muss außerdem wissen, wie man sich verkauft. Es klopft ja keiner an die Tür.

Social Media ist ein ganz wichtiger Punkt. Man muss zeigen, dass man da ist. Auf Instagram und auf Facebook sowieso. Man kriegt da viel Resonanz. Wir merken das auch als Schule. Die Fotografen müssen vertreten sein und ihre Bilder nach draußen kommunizieren. Man muss zwar abwägen, was man postet, aber um bekannt zu werden und sich einen Namen zu machen sind die Plattformen wirklich gut.

BF: Vielen Dank für das Interview, Frau Hofmann.

 

 

Photoacademy Berlin
Standort: Berlin
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Ausbildungskosten: 23 300 €
Finanzierungmöglichkeiten: BAföG, KFW Bildungskredit, Stipendium, individuelle Zahlungspläne
Abschluss: Photoartist, externe Prüfung bei der HWK und IHK möglich
Webseite: www.photoacademy.de

Nadine Hofmann

 

 

 

 

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