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Fotoschulen im Interview: Fotograf werden an der Gutenbergschule Frankfurt

„Viele Leute sehen nicht, welche Qualität ein Foto ausmacht.” - Jürgen Beyer, Gutenbergschule Frankfurt

BF: Guten Tag, Herr Beyer, Sie sind bisher der erste Vertreter einer klassischen Berufsschule in unserer Interviewserie. Seit wann sind Sie Fachbereichsleiter Fotografie an der Gutenbergschule?
Jürgen Beyer: Seit fünf Jahren. An der Gutenbergschule bin ich allerdings schon 13 Jahre. Ich bin selbst ausgebildeter Fotograf, habe dann Drucktechnik studiert und zu Beginn an der Schule die Mediengestalter in Bildbearbeitung und Fotografie unterrichtet.

BF: Da Sie selber einmal zum Fotografen ausgebildet wurden und schon viele Jahre an der Berufsschule wirken, liegt die Frage auf der Hand, wie sich die Ausbildung verändert hat?
Jürgen Beyer: Das sind vor allem zwei Bereiche. Der ganz große Punkt, gerade im Vergleich zu meiner Ausbildung vor 25 Jahren, ist, dass die Ausbildung selbst in der Schule sehr angewandt geworden ist. Wir unterrichten gar keine Fächer mehr, sondern Lernfelder. Diese wiederum sind unterteilt in Lernsituationen, die sich an der typischen praktischen Tätigkeit im Beruf orientieren. Das heißt, man hat einen Handlungsstrang und muss die Themen vermitteln, die dazugehören.

2009 ist die Neuordnung in Kraft getreten, dementsprechend sind die Lernfelder bundeseinheitlich immer gleich, aber es hängt von der Schule ab, was sie daraus macht. Es gibt zum Beispiel ein Lernfeld „Bildorientierte Medienprodukte herstellen”, wo wir entschieden haben, die Broschüren „Bildnotizen” im Offsetdruck zu machen. Da gilt es den Druckbogen zu organisieren, zu layouten und Bilder auszuwählen mit allem, was dazugehört. Früher war eine Aufgabe vielleicht, „ wie muss die Konzentration des Entwicklers sein?” - das gibt es heute nicht mehr. Heute ist die Ausbildung situationsbezogen, handlungs- und projektorientiert. Man nimmt sich ein Endergebnis vor und orientiert sich daran. Davon leitet sich auch ab, dass ich nicht mehr nur für ein Thema da bin und die Kollegin für ein anderes, sondern dass wir auch gemeinsam fachübergreifend unterrichten.


BF: Mit Praxisorientierung brüsten sich sonst gerade die privaten Schulen. Um es im Unterschied zu vorherigen Interviews noch einmal hervorzuheben. Können Sie etwas zum Abschluss sagen, den man bei Ihnen macht?
Jürgen Beyer: Das ist die ganz normale duale Ausbildung zum Fotografen. Die Auszubildenden haben einen Vertrag mit dem Betrieb und kommen für den berufsschulischen Teil zu uns.

BF: Fotografie ist im Allgemeinen ein sehr überlaufenes Feld. Hat die Nachfrage nach Fotografieausbildung zugenommen? Da sich die Auszubildenden ja erst einen Betrieb suchen, ehe sie zu Ihnen kommen - kriegen Sie das mit?
Jürgen Beyer: In der Gesamtsumme ist es für uns gleich geblieben, da die Bewerbungen natürlich direkt über die Betriebe gehen. Insbesondere, seit unsere Webseite online ist, kommen aber regelmäßig Anfragen. Die sind dann enttäuscht zu erfahren, dass sie erst einen Ausbildungsplatz brauchen, um zu uns zu kommen. Das hat zum Teil dazu geführt, dass eine Reihe von neuen Fotografen auch angefangen hat auszubilden. Wenn ein Fotograf noch nie ausgebildet hat, versuchen wir das immer zu unterstützen und mit den Handwerkskammern zu gucken. In den letzten Jahren sind so eine Reihe von neuen Ausbildungsplätzen entstanden.

Auf der anderen Seite muss man auch sehen, dass einige Ausbildungsbetriebe gestorben sind, aber das ist ja ein bundesweiter Trend. Wir hatten früher die großen Neckermannstudios mit neun Auszubildenden in ihren Hochzeiten. Die gibt es ja nun leider nicht mehr. Gerade im Produktfotobereich hat es eine Reihe von Betrieben getroffen, die deutlich geschrumpft sind, oder die es gar nicht mehr geht. Dafür sind neue Sachen entstanden, wie zum Beispiel „Picture People”, eine bundesweit operierende Portraitketten, die circa 70 Filialen in Deutschland haben. Von denen haben wir 6 Auszubildende. Die Betriebe haben sich verändert, aber die Zahlen sind relativ gleich.

BF: Wie viele Auszubildende haben Sie an Ihrer Schule und in welchem Alter sind sie im Durchschnitt?
Jürgen Beyer: Meine älteste Schülerin ist 46 und die jüngste 17. 90% bewegen sich von 18 bis 23. Bis 30 ist auch nicht selten. Da sind häufig Leute, die schon eine andere Ausbildung gemacht haben, manchmal Studienabbrecher. Wir haben um die vierzig Auszubildenden in zwei parallelen Klassen.

BF: Warum kommen die Studenten zu Ihnen und gehen nicht an die Uni oder an private Schulen? Was ist in Ihren Augen der Vorteil einer dualen Ausbildung?
Jürgen Beyer: Ein Vorteil ist natürlich das Geld zu verdienen, wenn man sich ein Studium nicht leisten kann. Viele haben sich ganz bewusst für eine handwerkliche Ausbildung entschieden. Das bietet einem etwas Anderes als die universitäre Ausbildung, die eher kognitiv künstlerisch angelegt ist und wo es ums Konzeptionelle geht. Aber ich höre häufig, dass das Handwerkliche und die Fertigkeiten an den Hochschulen zu kurz kommen. Das würde ich als unsere Stärke bezeichnen. Nicht eben eine vollautomatische Kamera in die Hand zu nehmen und einfach auf den Knopf zu drücken. Das Wissen, wie ich mit dem Licht umgehe und wie sich die einzelnen Lichtformen unterscheiden. Und entgegen vielleicht dem klassischen Handwerksbild sind wir mittlerweile auch stark darauf ausgerichtet, sich selbst zu präsentieren und Ideen zu entwickeln. Die Fotografen lernen auch, im dritten Jahr eine eigene Portfoliowebseite zu erstellen. Denn viele Ausbildungsbetriebe bilden nicht aus, um Nachwuchs zu generieren, sondern um für drei Jahre einen günstigen Mitarbeiter zu haben.

BF: Können Sie als Schule dann vermitteln, was in den Betrieben versäumt wird?
Jürgen Beyer: Ja, zum Beispiel durch die sogenannte überbetriebliche Ausbildung, die von der Handwerkskammer getragen wird. Das ist glaube ich ziemlich einzigartig bei uns. Wir hatten vor vier fünf Jahren die Idee das in unserer Schule stattfinden zu lassen, obwohl es institutionell getrennt ist. Dadurch haben wir einen Referenten, der sieben Lehrgänge zusätzlich anbietet zu fotografischen Grundlagen: grundsätzliche Bildbearbeitung, Raw-Konvertierung, Personenfotografie im Schwerpunkt, Produktfotografie mit Fachkameras und als Besonderheit CGI für Fotografen. Unser Referent arbeitet damit schon lange und schreibt auch darüber für die Zeitschrift „Digit”. In dem Bereich sind wir bundesweit glaub ich ziemlich weit vorne. Es geht bei uns alles relativ schnell, es gibt keine Zeit groß zu wiederholen und zu üben. Die Unterweisungen und Schulungen sind kurz, weshalb die Schüler klar erkennen müssen, dass sie das Angebot selbstständig vertiefen müssen. Es passiert relativ häufig, dass die Schüler auch von sich aus sagen, dass sie gerne länger in der Schule bleiben wollen, um noch etwas auszuprobieren. Dann organisieren wir eine Aufsicht, das geht in Ausnahmefällen.

BF: Gibt es für die Fotografen, die jetzt fertig werden, noch einen Markt? Würden Sie nicht sagen, er ist schon übersättigt?
Jürgen Beyer: Es ist eigentlich ganz schön zu sehen, dass relativ viele abgehende Fotografen sich selbstständig gemacht haben und sich bei uns zurückmelden. Ein paar wenige haben bestehende Betriebe übernommen, wo die Inhaber in den Ruhestand gegangen sind. Da ist es gut, dass es keinen Meisterzwang mehr gibt. Letztes Jahr hat sich eine Fotografin zum Beispiel schon nach 6 Monaten selbstständig gemacht, die jetzt schon ihre erste Auszubildende eingestellt. Es kommt natürlich darauf an, wie geschickt man sich anstellt.

Wir haben als Besonderheit noch die Frankfurter Schule für Mode und Bekleidung im Gebäude und machen jedes Jahr ein Modefotoprojekt. Einige Fotografen sind dadurch zur Modefotografie gekommen und nach Hamburg gegangen, um Assistenzen zu machen. Es gibt immer welche, die auch nochmal studieren wollen. Manche machen bei uns noch weiter an der Fachschule für Gestaltung und machen eine Agentur auf, wo sie neben Fotografie dann noch zum Beispiel Websiteprogrammierung anbieten. Und es gibt natürlich auch Leute, die nach dem Abschluss doch was Anderes gemacht haben.

BF: Da haben Sie ja einen ganz guten Einblick, was sich tut bei den jungen Existenzgründern in Ihrer Region. Zeichnet sich da eine bestimmte Sparte ab, in der sich viele Fotografen selbständig machen?
Jürgen Beyer: Ich weiß nicht, in welcher Fotografiezeitschrift ich das gelesen habe, aber in einer stand drin, dass der Fotograf doch wieder alles anbieten sollte. Eine Zeit lang hieß es ja, eher auf Spezialisierung zu setzen. Die Fotografen, die ich in letzter Zeit beobachtet habe, haben so ein bis zwei Standbeine. Eine, bei der es sehr gut läuft, war schon während der Ausbildung im Bereich der Fetischfotografie aktiv und hatte dann in der Lack- und Lederszene schon ein bisschen einen Namen.

Auf der anderen Seite hat sie ein ganz normales Fotostudio in der Fußgängerzone einen mittelgroßen Stadt aufgemacht. Diese Beiden Bereiche spielen gut zusammen. Wer sich erfolgreich selbstständig gemacht hat, hat häufig eine Marktlücke bedient oder sich relativ breit aufgestellt. Ich kenne auch eine, die in einem sehr kleinen Ort im Odenwald mit einem Portraitstudio glücklich ist. Also, es muss auch nicht immer das ganz Besondere sein.

BF: Abschließend interessiert mich noch, wie Sie den Fotomarkt generell sehen. Wo sehen Sie Chancen oder auch Gefahren?
Jürgen Beyer: Früher war es so, wenn man das Herrschaftswissen hatte, wie man eine Fachkamera bedient, dann konnte man eben als Einziger gute Industrieaufnahmen machen. Das kann man heute unter Umständen auch ohne technisches Wissen. Die letzten Jahre haben natürlich schon gezeigt, dass sich in manchen Bereichen Amateure selbstständig machen. Wenn die was drauf haben, ist meine Erfahrung, dass sie sich etablieren. Aber relativ viele Betriebe waren auch schnell wieder verschwunden. Ich glaube, dass es auch noch mehr wird, dass Amateurfotografie die Professionelle ersetzt, weil sie günstiger ist. Viele Leute sehen ja gar nicht die technischen Kriterien, die bei einem Bild dahinterstehen oder welche Qualität ein Foto ausmacht. Den Bereich Hochzeitsfotografie sehe ich immer stärker umkämpft. Eine wichtige Qualifikation ist da, seine eigene Leistung auch gut verkaufen zu können. Das versuchen wir auch allen Auszubildenden klarzumachen und wir kriegen recht viele positive Rückmeldungen.

BF: Vielen Dank für das Interview, Herr Beyer.


Gutenbergschule Frankfurt am Main
Standort: Frankfurt am Main
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Ausbildungskosten: 0 €
Abschluss: Fotograf Webseite: www.gutenbergschule.eu


Jürgen Beyer

 

 

 

 

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